Montag, 8. September 2008

Blue Monday

Es ist ein schöner Tag. Die Nacht über hatte es geregnet, nun verlasse ich frohgemut um 6:30 Uhr mein Zuhause, um meinen Arbeitsplatz in Eschborn aufzusuchen. Ich gebe zu, heute ist Montag, und Montag ist kein schöner Tag. Denn - Irgendwas ist immer - so ja auch der Untertitel dieses Blogs.

Ich komme pünktlich und rechtzeitig mit meiner Eifelbahn nach Köln Deutz, habe noch satt Zeit um mir mein Essensgeld für die Kantine aus dem Geldautomaten zu ziehen und auf dem Bahnsteig, widerrechtlich natürlich – noch ein gemütliches Zigarettchen zu rauchen. Die Sonne ist gerade aufgegangen, es wird ein schöner Tag.

Ich komme auf den Bahnsteig des Gleis 11, Messe/Deutz und wundere mich, steht da tatsächlich noch der 7:20 und wartet – wartet worauf. Auf mich? Nehme ich ihn? Nehme ich ihn nicht? Der hält ja schließlich an jeder Milchkanne. Zuckerschnecke meint „nee“ lass’ uns gleich den 7:44 nehmen.
Unsere Frage bei der freundlichen, netten Zugbegleitering, „Was hat er denn?“. „Fenster kaputt, muss eine Folie drauf, der Techniker ist gleich fertig“. Inzwischen wird der fahrplanmäßige 7:44 für Gleis 12 versprochen. Myriaden Wartender erwachen aus ihrer Erstarrung und gehen schnellen Schrittes den Bahnsteig runter, bis zur Treppe, Treppe hinab – Treppe hinauf und rein in den Zug. Dies sehen die Reisenden des wartenden 7:20 und stürmen ebenfalls raus – Bahnsteig hinunter, Treppe hinab, Treppe hinauf und rein in die gute Stube, die , was uns einer Entscheidung näher bringt, nun voll ist, wie zu besten „Achsenkaputtwirmüssendiezügewartenzeiten“ . Wir bleiben dabei, wir nehmen den jetzt völlig leeren 7:20 (ICE 815). „Pass mal auf“, Zuckerschnecke spielt Kassandra, der ist so voll, dass er wegen der Achsen nicht schneller als 200 fahren darf.“ Großes Gelächter. Ja wir verstehen uns, wir haben den Laden durchschaut, wir wissen wie der Hase läuft, uns macht keiner was vor!
Der leere Zug ist für einen Montagmorgen um 10 vor Acht eine Wohltat. Plötzlich haut Tfast4u mich an, „schau mal rechts“. Ich verstehe die Welt nicht. Hä? Da steht ein Zug der weißen Flotte auf einem Nebengleis? Quatsch, wir fahren auf einem Nebengleis!!! Oh mein Gott, was bedeutet das nun schon wieder? Wie der Zufall, oder der geheime Regisseur dieser Folge der versteckten Kamera es will, kommt unsere Zugbegleiterin vorbei. Auf unsere Frage. . . „Dem Zug vor uns ist der Stromabnehmer heruntergefallen und er hat so die Oberleitung beschädigt. Ha! Wir haben wirklich alles richtig gemacht. Wir Kooi-Karpfen können auf die Ölsardinen nur mitleidig herab oder besser gesagt zurückschauen!
In Bonn/Siegburg sehen wir dann noch eine Folge der Dokusoap „wo läuft das Schwein“, da wir natürlich, wegen der Falschfahrt auf dem Gegengleis anhalten.






Jetzt, im Gefühl, Gewinner zu sein, können wir drei uns wieder dem Skatspiel zuwenden. Montabaur zwar etwas Verspätung, aber normal. Kurz hinter der Perle des Westerwaldes eine Bremsung. Der Zug steht in dem langen Tunnel kurz hinter dem Bahnhof. Was los ist? Die gerade aus dem Urlaub kommende Zugbegleiterin (die hat sich heute den Feierabend wirklich verdient, meine Gebete sind mit ihr) teilt uns über Lautsprecher mit, dass im vor uns liegenden Streckenabschnitt ein Zug liegengeblieben sei. Weiß sie näheres, melde sie sich wieder. Noch so ein marodes Etwas von 403! Wahrscheinlich sind die Toiletten übergelaufen und die haben die Zugelektronik empfindlich gestört. Langsam wird’s wirklich lustig, in der letzten Zeit bleibt wirklich etwas zu häufig liegen und ein bischen zuviel auf der Strecke.

Lange Zeit nichts. Erwähnenswert nur mein Nullspiel mit Kontra und Re in einer Bockrunde, dass ich gewinne, obwohl ich es hätte verlieren müssen. Schon da bemerken wir, dass Zuckerschnecke ruhiger wird, geradezu leise und bleich. „Ich kann nicht mehr lange, ihr wisst ja nicht, dass ich etwas klaustrophobisch …“ Hier ist der Psychologe gefragt. Mit ruhiger sonorer Altherrenstimme gelingt es mir, Zuckerschnecke etwas zu beruhigen. 2fast4you haut in gewohnter Manier in die Kerbe, die sich ihm darbietet. „Das erkärt zumindest Dein fehlerhaftes Spiel“, aber nicht unseren nun halbstündigen Stillstand in der Röhre. Knack- krks –krrg „Meine Damen und Herren, wir werden jetzt zurück nach Montabaur fahren. Hierzu muss der Lokführer zum anderen Ende des Zuges gehen.“ Puhh armer Kerl-das. Über 400 Meter im Tunnel ! Ekelhaft.

10 Minuten später setzen wir uns wieder in Bewegung. In Richtung Limburg!? „Wie es scheint meine Damen und Herren, wurde der liegengebliebene Zug nun von der Strecke entfernt. Unser nächster Halt ist in ca. 10 Minuten Limburg-Süd“ Drei Züge haben uns mittleweile überholt. Sie hatten das Glück, hinter uns zu sein und konnten auf der Gegenstrecke fahren. Na, uns macht halt keiner was vor! Wir wissen wie der Hase läuft, aber anscheinend nicht wie und warum Züge fahren. . .oder nicht.

Bald sind wir in Frankfurt am Flughafen. Die freundliche Stimme aus der Zugkommunikationsanlage lässt uns mit einem Bedauern wissen, dass der Zug am Flughafen heute wegen der großen Verspätung ende. Für Anschlusszüge achten sie bitte auf die Durchsagen am Bahnsteig.

„Pendlerkollege, wo bist du?" Handykommunikation über das Qualitätsnetz von Vodafone ist doch Klasse! "In Limburg? Kurz hinter uns? Im 8:44? Dann kommen wir gleich zu Dir in den Zug, du fährst ja hinter uns!“ „Ich sitze zwischen Wagen 23 und 24 auf dem Boden, ihr fallt sozusagen dann über mich! Is aber schon voll , hier!“

Am Bahnhof FFM-Flughafen klebe ich dann noch ein paar Hinweisschilder auf diesen Blog, da kommt schon der 8:44 an.


„Da steig ich nicht ein“ sagt Weichengeist, die anderen schließen sich an. „Wo einer fährt, fahren auch noch andere“ ist unsere einhellige Meinung. Unsere Ziele habe wir soweit revidiert, dass wir noch das Mittagessen in der Kantine erreichen wollen.

Es kommt ein Zug aus nirgendwo - Das Zugziel am automatischen Zugzielanzeiger des nächstversprochenen Zuges verheißt vielen unserer Mitreisenden einen Halt am Frankfurter Hauptbahnhof. Vertrauen ist gut, denkt sich 2fast4you und kontrolliert das Zugzielschild am fahrenden Material, dass deutlich Basel ausweist. Über Mannheim! Reisender, der du diesen Blog liest, und am heutigen Tage unser unbekannter Begleiter warst: Wie ist es denn so in Mannheim? Ich war noch nie da.

Der nächste aber, der nächste ist es! Die Reisegruppe aus Frankenthal hatte aber schon die schönsten Plätze für sich eingenommen. Schade! Ein Vorschlag an Hartmut M. Bitte bitte aus dem Kapitalhaufen des Börsenganges den Nachrüstsatz S-Bahn für für ICE 3 kaufen und einbauen. Denn ich habe was dagegen, wenn schwitzende alte Männer auf mich drauf fallen - ich habe zwar nichts dagegen wenn ich auf hübsche junge Mäuse falle, aber die hübschen jungen Mäuse haben sicherlich etwas dagegen, wenn ich ihnen in den Schoß falle, weil ich ein schwitzender alter Mann bin. Also! Umrüstsatz für Schnellfahrzüge. Haltegriffe, Haltestangen oder auch die praktischen Klappsitze. . .

10:28 Uhr sind wir am Hauptbahnhof. Ich erwähne die 15 minütige Verspätung der S3 nach Eschborn nur aus Chronistenpflicht. 11:15 ist es nun. Ich bin angekommen. Mist! Die Kantine öffnet erst in 15 Minuten.

2 Kommentare:

BTrain hat gesagt…

Junge, Junge, was ein Mist schon wieder!

ICE-Junkie hat gesagt…

HighTech-Züge
Im liegengebliebenen Zug ("Wetterstein"!)waren's nicht die Toiletten (ob die funktioniert haben, weiss ich nicht, man kam wegen der sitzenden und stehenden Leute im Gang nicht hin!), sondern: "Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Zugführer muss eine Batterie auswechseln. Danach werden wir auch das Licht und die Klimaanlage wieder zuschalten. Wir bitten für die Unannehmlichkeiten um Entschuldigung." (Kein Scherz!!) War richtig nett, 30 min. im Tunnel , zeitweise ohne Licht und Klimaanlage, also völlig im Dunkeln - mit anderen Zügen, die mit 300 km/h vorbeirasen!. Nun ja, Platzangst darf man halt nicht haben bei der Bahn. Da sagen wir doch: Danke Herr Mehdorn!