Mittwoch, 10. September 2008

Ich hab so nen Hals - von hier bis Castrop. RAUXEL!

Meine Einträge, wenn ich dies mal selbstkritisch reflektieren darf, hatten bisher immer eine recht spielerische Note. Nichts Ernstes, kein vollendeter Hass, keine Mega-Kritik. Immer mal ein Bonmot aus meinem täglichen Pendler-Leben.

Aber heute, heute Freunde ist mir der Sack geplatzt. Pardon my French, aber so einen Mist habe ich selten erlebt. Selten wohlgemerkt, nicht nie!

Ich kam recht entspannt am Bahnsteig 16 in Düsseldorf an und wollte in (nicht vor) den geliebten 6:22 nach FFM springen. Ich nehm ja nicht den Gewerkschafterzug, der frühe Vogel, Sie wissen ja.
Auf der Rolltreppe sehe ich schon die mir vertrauten Gesichter auf der Seite des Gleises 15. Normale Bahnreisende, mal abgesehen davon, daß sie kaum vertraute Gesichter auf einem Bahnsteig haben, denken sich nix. Pendler wissen aber direkt: Es liegt was in der Luft. War dann auch so.

Das schöne Schildchen mit den Runterfall-Buchstaben und -Zahlen zeigte meinen ICE525 mit Fahrtrichtung München für 6:22 an. Nur die kleine, gelbe Zusatz "Zug fällt aus" deutet das Unheil an. Bei dieser Andeutung ist es dann geblieben. Keine Durchsage, keine Erklärung. Zug fährt nicht, friß oder stirb.

Der erfahrene Frequent-Railer weiß natürlich: Locker, 6:27 nach Kölle Hbf, dort in den 6:51 nach FFM (Flughafen) und dann noch geschwind in die S-Bahn und schon ist alles wieder glatt. Nun, der hatte auch Verspätung.

Ich habe mich dann Richtung McD begeben. Nen heißen Kakao, das beruhigt.

Letztendlich bin ich doch mit dem 7:22 gefahren. Der Rotärmel (das ist kein heimischer Singvogel, sondern der Zugchef) wollte mir allerdings keine Bescheinigung geben. Die kriegt man nämlich, um dann irgendwann mal 10 Euro gutgeschrieben zu bekommen. Der sagte "ich hab keine, ich frag meinen Kollegen" und verschwand im Gewühl.

Es geht mir bei dieser ganzen Bahnchaos-Show wirklich nicht um die Fehler, die passieren. Das ist menschlich. Es ist zwar anstrengend und nervenaufreibend, aber irgendwie verzeihlich. Was nicht geht, ist die Art, damit zu verfahren.

Die Bahn unternimmt nichts, aber auch garnichts, um die Situation in irgendeiner Form zu verbessern. Nicht kurzfristig, um das Leid der Stehengebliebenen zu lindern, nichts langfristiges, um das Leid erst garnicht entstehen zu lassen. Stattdessen werden die Preise erhöht, der Service gekürzt und Phantasiegebühren wie eine "Bearbeitungspauschale" eingeführt.

Ich frage mich langsam, ob Herr Mehdorn das alles weiß. Oder ob da ein übereifriger Anzugträger aus der vierten Reihe sich mal eben einen Namen als der CostKiller machen will. E ist für mich nicht verständlich, wie ein Unternehmen sein Prestigeprodukt "Personenfernverkehr auf Hochgeschwindigkeit" mit so wenig Liebe betreiben kann. Machen wir uns doch nichts vor: Es geht hier um die Aufhübschung der Braut, um an der Börse in der ersten Reihe zu tanzen. Dann tritt Herr Mehdorn zurück und hinterläßt den Dreck unter dem Teppich seinen Nachfolgern, die dann über Jahre auf Analystenmeetings beschimpft werden.

Aber wenigstens dürfte Manfred Krug für die Kampagne nicht mehr zur Verfügung stehen.

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