Donnerstag, 4. September 2008

Zeitgenossen, die nicht unbedingt genießbar sind . . .

So nicht , Herr C. (Name der Redaktion bekannt)

Manchmal glaubt man es selbst als 50 jähriger, sich selbst als mit allen Wassern gewaschener und abgebrühter Mann empfindend nicht, was sich manche „kultivierte“ oder zumindest solche Merkmale aussendende Mitmenschen im täglichen Miteinander erlauben.

Heute war es wieder soweit, ich durfte in die Abgründe menschlichen Fehlverhaltens schauen, und wieder etwas lernen.

Wie immer war der ICE 525 von Dortmund nach München mit Halten u.a. in Köln-Deutz wohlgefüllt. Da es sich schon um einen Doppelzug handelte murrten die, diesen Zug nutzenden Pendler nicht, außerdem waren sie es ja schon gewöhnt, manches Mal die S-Bahn nach Frankfurt nehmen zu müssen. Also: Business as usual.

Freundliche Fragen, ob Plätze noch frei seien wurden von dieser, ja ich möchte sagen eingeschworenen Pendlergemeinde ebenso freundlich und wenn möglich positiv beantwortet. Man fand also seinen Platz in diesem Konglomerat Reisender gleichen Zieles.

Meine Frage an einen gutsituierten Herrn, der allein an einem Tisch mit vier Sitzplätzen saß, ob denn die Sitzplätze belegt seien, ich dachte es schon, da sie großzügig mit Mantel, Zeitungen und Taschen belegt waren, wurde kurzerhand mit „da kommen noch welche“ abschlägig beschieden. Na, keine Reservierung in den zugehörigen Reservierungsfensterchen oberhalb der Sitzplätze ließen mich schon ob der Richtigkeit der Erwiderung zweifeln, so dass ich nur sagte, „ich halte es im Blick“. Mit Mittelfinger und Zeigefingen wies ich auf meine Augen, und fühlte mich wie Robert de Niro im Film „Meine Braut, ihr Vater und ich“.

Ein Mitpendler (Name der Redaktion auch bekannt), der seit Düsseldorf im Zug saß, und der zu unserer Pendleruntergrundkampfgruppe gehört, machte eine weitere Tupamara darauf aufmerksam, dass jener ältere, harmlos scheinende Mann, dies öfter so mache, um seine Bein- Arm- und Leibesfreiheit seinen ihm wohl Kraft Wassersuppe zustehenden Komfort über die Gebühr (nicht zuletzt die der Fahrkarte) zu erweitern. Kollegin A. (Name der Redaktion natürlich bekannt) konnte dies nicht hinnehmen, ist doch ihre Lebenseinstellung eine kämperische und urdemokratische! Sie wollte dies von amtlicher Seite überprüfen lassen und ging zum „Vollzugsbeamten“ – so müsste diese Berufsgruppe in diesen ü berfüllten Zügen wohl zutreffender benannt sein – der gerne den aufkommenden Streit schlichten wollte, indem er ihren Wünschen entsprechend den alten Mann fragte, ob denn wirklich diese Plätze besetzt seien.. Der senile Greis sagte angesichts des Rotkäppchens und dessen ihm amtlicherseits zugewiesenen Sanktionsmöglichkeit natürlich sofort, dass jene Plätze frei seien.

Unsere beste Kämpferin hingegen fuhr er nur an, sie könne es nicht einfach behaupten, nicht einfach behaupten, behaupten, behaupten. Nun, hat sie ja auch nicht, denn wenn ein Pendler etwas macht, so wird er es immer auch beweisen, beweisen, beweisen. Nachdem er nicht aufgeben wollte mit seiner greisenhaften Grummelei, kam nur noch der Spruch, noch ein Ton, und ich rufe den Schaffner noch mal.

Ich hätte nie geglaubt, dass so etwas passieren kann. Wir Ausgestossenen nahmen nunmehr die erkämpften Sitzplätze dankbar an. Unser Raumausgreifer hingegen erlebte wohl bis Frankfurt-Flughafen eine unangenehme Stunde.

Da half auch nicht der Trost des Zugchefs, der ihm im ´Vorbeigehen zuzwinkerte und sagte:“Den zu frühen Zug genommen?!“

Moral an alle unseren Pendlerfreunde: Nichts ist so wie es scheint, frage nach und Dir wird ein Sitzplatz beschieden sein.

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