Freitag, 19. September 2008

"Bitte aussteigen, der Zug endet sonst!"

Liebe Pendlergemeinde. Der gestrige Tag war wohl so etwas, wie ein Highlight in den letzten Wochen.

Die Pendlergang (dezimiert durch jene, die entweder am Atlantik frieren (Springer E7), oder in der Türkei auf Multikulti machen (2fast4you)) presste sich in den 7:44 ab Deutz, da sie ja zur Arbeit mussten. Ich sprach ja schon im vorigen Beitrag von Triebzugmangel. Der Stehplatz war angenehm, der Zugbegleiter blieb nett, freundlich und souverän. Kurz: ein Tag, wie viele andere.

2hot4you, einer unserer Pendlerkollegen kam wie immer sehr knapp zu diesem Zug. Er kam nicht mehr rein, es ging aber auch gar nichts mehr. Gar nichts? Quatsch, er konnte ja um 7:54 vom HBF Köln fahren. Gesagt getan, jetzt fuhr er übern Rhein, übern Rhein...

7:54 litt auch unter Mangel am Trieb (oder so). 2hot4you kam ja nun wieder etwas spät zum Gleis, und .... passte nicht mehr rein! Jetzt fuhr er übern Rhein, übern Rhein... und stieg in den 8:10 dann in Deutz endlich ein.

Der andere Zug jedoch..............

Doch lassen wir eine beteiligte Pendlerin sprechen, die mir ihre Zusammenfassung heute zukommen ließ und die in Siegburg dann in jenen Zug einsteigen wollte, in denen unser kleiner 2hot4you am HBF Köln nicht mehr reinpasste:
Station Siegburg/Bonn
"Der ICE kam an, die Türen gingen auf und es war rappelvoll!!!
Na ja, da man auf den Zug angewiesen ist hat man sich reingezwungen.
Nach 10Min stand der Zug immer noch, obwohl er schon längst abfahren hätte müssen.
Kurz danach kam eine Durchsage: „Da der Zug 200% voll ist, bitten wir die stehenden Fahrgäste alle auszusteigen, sonst fährt der Zug nicht los.



Hamsterzug früher-Pendlerzug heute? Alles einer Frage der Zeit

Keiner rührte sich.
Nach kurzer Zeit kam wieder die gleiche Durchsage.
Es kam Bewegung auf, aber keiner wollte so richtig aussteigen.
Man fährt ja nicht aus Spaß morgens eine Fernstrecke, außerdem hatte man sich einen viertel Quadratmeter ruhmvoll erkämpft! So etwas gibt man nicht leichtfertig auf!

Danach kam die Durchsagesprecherin persönlich vorbei und versuchte auf die Fahrgäste einzureden.
Mit Erfolg.
Die gutbezahlten Fahrgäste (Anm. des Redakteurs ;-)) Nur weil man gleitende AZ hat, ist man noch lange nicht gutbezahlt) stiegen aus und warteten in der Kälte auf den nächsten Zug.
Somit kamen sie bei ihrer Arbeitsstelle und bei ihren Terminen zu spät."

So lieber Leser, jetzt gehts an die Analyse:
Es gibt also die Möglichkeit für den Zugführer, die Weiterfahrt aus Sicherheitsgründen zu verweigern! Gut, der Warmduscher hat also an seine Passagiere gedacht, vielleicht hatte er auch Krach mit seiner Fahrdienstleitung, wer weiß? Mein Zugführer (Zug genauso voll) rauschte mit dem 7:44 mit 300 km/h gen Frankfurt. Hatte der eine höhere Toleranzschwelle, oder sah er einem freien Tag entgegen oder hatte er des nachts nur guten S**?

Frage von Bahnchaos: Gibt es verbindliche Regeln, wann ein Zug fahren darf und wann nicht bei Überfüllung? Muss das Kerosin - Verzeihung Klowasser - vor dem Starten abgelassen werden?
Dürfen zahlende , oder gezahlt habende - Fahrgäste aus dem Zug gewiesen werden? Wer entscheidet, wer geht, wer bleibt? Müssen wir mit dieser Art Schikane nunmehr häufiger rechnen?

Es grüßt Weichengeist

Donnerstag, 18. September 2008

Mangelnde Unterstützung

Es mangelt bei der Bahn offensichtlich nicht nur an Triebzügen. Gestern war wieder eine so typische Szene, die sich in meinem Großraumwagen 23 abspielte. Eine ältere Dame, ich denke so um die 80, bat die Schaffnerin mit der hochgesprayten und ungekonnt asymmetrischen Frisur einer 80er Jahre Lesbenband-Sängerin um Hilfe beim Aussteigen in Köln. Also Koffer tragen und vielleicht eine Stütze beim Herausklettern aus dem ICE. Für junge Menschen sicher kein Problem, für einen älteren Menschen eine große Herausforderung.

Nun, wir erreichten Köln Deutz und alles war bereit. Nur die Schaffnerin, die zweimal von der Dame gebeten wurde, ließ sich nicht blicken. Es haben dann zwei freundliche Passagiere geholfen. Und genial war, daß eine von denen einen noch größeren Hals hatte als ich. Und ich hatte SO EINEN HALS. Die Mitreisende hat mit schallender Stimme die Schaffnermaus (Sie erinnern sich, 80er Jahre Lesbenband) bloßgestellt. Ein herrliches Bild. "Ja, mei I hoad hoald vagesse hoab i des" und so weiter.

Ok, kein Skandal, nicht wirklich lustig (Die alte Dame hatte wirklich Furcht, sie würde nicht aus dem Zug kommen) aber eben erwähnenswert. Weil es eben so typisch ist, auch für das Personal. Die können meist nichts für Zugausfälle, Verspätungen usw.. Aber auch hier ist die Frage, wie man mit Fehlern umgeht. Und für mich gilt schon: Wer Geld von dem Laden bekommt, trägt auch Verantwortung. Und kommt mir nicht mit dem Mickergehalt. Das ist keine Entschuldigung.

Die Komposita - Zauberer

Dank an den mir unbekannten Zugbegleiter oder Zugchef, der heute im "Wetterstein" den nur einteiligen Zug mit dem Wort "Triebzugmangel" erklärte.
Selten ein so schönes Wort gehört; ach ja: in der Eifelbahn nannte ein Zugführer mal die Lichtschranke "automatischen Personenflussanzeiger". Auch schön!

Wer kann weitere Bahnwortexoten beitragen?

Dienstag, 16. September 2008

Wir werden berühmt

Liebe Freunde des Eisenbahnverkehrs - wir hatten unsere 15 Minuten. Ein eifriger Mitblogger (2fast4u) hat uns darauf aufmerksam gemacht, daß unser kleiner Blog 2 Tage lang unter den Top Ten News der Website "Webnews" geführt wurde.

Ich bin mächtig stolz.

Ihr auch?

Mittwoch, 10. September 2008

Ich hab so nen Hals - von hier bis Castrop. RAUXEL!

Meine Einträge, wenn ich dies mal selbstkritisch reflektieren darf, hatten bisher immer eine recht spielerische Note. Nichts Ernstes, kein vollendeter Hass, keine Mega-Kritik. Immer mal ein Bonmot aus meinem täglichen Pendler-Leben.

Aber heute, heute Freunde ist mir der Sack geplatzt. Pardon my French, aber so einen Mist habe ich selten erlebt. Selten wohlgemerkt, nicht nie!

Ich kam recht entspannt am Bahnsteig 16 in Düsseldorf an und wollte in (nicht vor) den geliebten 6:22 nach FFM springen. Ich nehm ja nicht den Gewerkschafterzug, der frühe Vogel, Sie wissen ja.
Auf der Rolltreppe sehe ich schon die mir vertrauten Gesichter auf der Seite des Gleises 15. Normale Bahnreisende, mal abgesehen davon, daß sie kaum vertraute Gesichter auf einem Bahnsteig haben, denken sich nix. Pendler wissen aber direkt: Es liegt was in der Luft. War dann auch so.

Das schöne Schildchen mit den Runterfall-Buchstaben und -Zahlen zeigte meinen ICE525 mit Fahrtrichtung München für 6:22 an. Nur die kleine, gelbe Zusatz "Zug fällt aus" deutet das Unheil an. Bei dieser Andeutung ist es dann geblieben. Keine Durchsage, keine Erklärung. Zug fährt nicht, friß oder stirb.

Der erfahrene Frequent-Railer weiß natürlich: Locker, 6:27 nach Kölle Hbf, dort in den 6:51 nach FFM (Flughafen) und dann noch geschwind in die S-Bahn und schon ist alles wieder glatt. Nun, der hatte auch Verspätung.

Ich habe mich dann Richtung McD begeben. Nen heißen Kakao, das beruhigt.

Letztendlich bin ich doch mit dem 7:22 gefahren. Der Rotärmel (das ist kein heimischer Singvogel, sondern der Zugchef) wollte mir allerdings keine Bescheinigung geben. Die kriegt man nämlich, um dann irgendwann mal 10 Euro gutgeschrieben zu bekommen. Der sagte "ich hab keine, ich frag meinen Kollegen" und verschwand im Gewühl.

Es geht mir bei dieser ganzen Bahnchaos-Show wirklich nicht um die Fehler, die passieren. Das ist menschlich. Es ist zwar anstrengend und nervenaufreibend, aber irgendwie verzeihlich. Was nicht geht, ist die Art, damit zu verfahren.

Die Bahn unternimmt nichts, aber auch garnichts, um die Situation in irgendeiner Form zu verbessern. Nicht kurzfristig, um das Leid der Stehengebliebenen zu lindern, nichts langfristiges, um das Leid erst garnicht entstehen zu lassen. Stattdessen werden die Preise erhöht, der Service gekürzt und Phantasiegebühren wie eine "Bearbeitungspauschale" eingeführt.

Ich frage mich langsam, ob Herr Mehdorn das alles weiß. Oder ob da ein übereifriger Anzugträger aus der vierten Reihe sich mal eben einen Namen als der CostKiller machen will. E ist für mich nicht verständlich, wie ein Unternehmen sein Prestigeprodukt "Personenfernverkehr auf Hochgeschwindigkeit" mit so wenig Liebe betreiben kann. Machen wir uns doch nichts vor: Es geht hier um die Aufhübschung der Braut, um an der Börse in der ersten Reihe zu tanzen. Dann tritt Herr Mehdorn zurück und hinterläßt den Dreck unter dem Teppich seinen Nachfolgern, die dann über Jahre auf Analystenmeetings beschimpft werden.

Aber wenigstens dürfte Manfred Krug für die Kampagne nicht mehr zur Verfügung stehen.

Montag, 8. September 2008

Blue Monday

Es ist ein schöner Tag. Die Nacht über hatte es geregnet, nun verlasse ich frohgemut um 6:30 Uhr mein Zuhause, um meinen Arbeitsplatz in Eschborn aufzusuchen. Ich gebe zu, heute ist Montag, und Montag ist kein schöner Tag. Denn - Irgendwas ist immer - so ja auch der Untertitel dieses Blogs.

Ich komme pünktlich und rechtzeitig mit meiner Eifelbahn nach Köln Deutz, habe noch satt Zeit um mir mein Essensgeld für die Kantine aus dem Geldautomaten zu ziehen und auf dem Bahnsteig, widerrechtlich natürlich – noch ein gemütliches Zigarettchen zu rauchen. Die Sonne ist gerade aufgegangen, es wird ein schöner Tag.

Ich komme auf den Bahnsteig des Gleis 11, Messe/Deutz und wundere mich, steht da tatsächlich noch der 7:20 und wartet – wartet worauf. Auf mich? Nehme ich ihn? Nehme ich ihn nicht? Der hält ja schließlich an jeder Milchkanne. Zuckerschnecke meint „nee“ lass’ uns gleich den 7:44 nehmen.
Unsere Frage bei der freundlichen, netten Zugbegleitering, „Was hat er denn?“. „Fenster kaputt, muss eine Folie drauf, der Techniker ist gleich fertig“. Inzwischen wird der fahrplanmäßige 7:44 für Gleis 12 versprochen. Myriaden Wartender erwachen aus ihrer Erstarrung und gehen schnellen Schrittes den Bahnsteig runter, bis zur Treppe, Treppe hinab – Treppe hinauf und rein in den Zug. Dies sehen die Reisenden des wartenden 7:20 und stürmen ebenfalls raus – Bahnsteig hinunter, Treppe hinab, Treppe hinauf und rein in die gute Stube, die , was uns einer Entscheidung näher bringt, nun voll ist, wie zu besten „Achsenkaputtwirmüssendiezügewartenzeiten“ . Wir bleiben dabei, wir nehmen den jetzt völlig leeren 7:20 (ICE 815). „Pass mal auf“, Zuckerschnecke spielt Kassandra, der ist so voll, dass er wegen der Achsen nicht schneller als 200 fahren darf.“ Großes Gelächter. Ja wir verstehen uns, wir haben den Laden durchschaut, wir wissen wie der Hase läuft, uns macht keiner was vor!
Der leere Zug ist für einen Montagmorgen um 10 vor Acht eine Wohltat. Plötzlich haut Tfast4u mich an, „schau mal rechts“. Ich verstehe die Welt nicht. Hä? Da steht ein Zug der weißen Flotte auf einem Nebengleis? Quatsch, wir fahren auf einem Nebengleis!!! Oh mein Gott, was bedeutet das nun schon wieder? Wie der Zufall, oder der geheime Regisseur dieser Folge der versteckten Kamera es will, kommt unsere Zugbegleiterin vorbei. Auf unsere Frage. . . „Dem Zug vor uns ist der Stromabnehmer heruntergefallen und er hat so die Oberleitung beschädigt. Ha! Wir haben wirklich alles richtig gemacht. Wir Kooi-Karpfen können auf die Ölsardinen nur mitleidig herab oder besser gesagt zurückschauen!
In Bonn/Siegburg sehen wir dann noch eine Folge der Dokusoap „wo läuft das Schwein“, da wir natürlich, wegen der Falschfahrt auf dem Gegengleis anhalten.






Jetzt, im Gefühl, Gewinner zu sein, können wir drei uns wieder dem Skatspiel zuwenden. Montabaur zwar etwas Verspätung, aber normal. Kurz hinter der Perle des Westerwaldes eine Bremsung. Der Zug steht in dem langen Tunnel kurz hinter dem Bahnhof. Was los ist? Die gerade aus dem Urlaub kommende Zugbegleiterin (die hat sich heute den Feierabend wirklich verdient, meine Gebete sind mit ihr) teilt uns über Lautsprecher mit, dass im vor uns liegenden Streckenabschnitt ein Zug liegengeblieben sei. Weiß sie näheres, melde sie sich wieder. Noch so ein marodes Etwas von 403! Wahrscheinlich sind die Toiletten übergelaufen und die haben die Zugelektronik empfindlich gestört. Langsam wird’s wirklich lustig, in der letzten Zeit bleibt wirklich etwas zu häufig liegen und ein bischen zuviel auf der Strecke.

Lange Zeit nichts. Erwähnenswert nur mein Nullspiel mit Kontra und Re in einer Bockrunde, dass ich gewinne, obwohl ich es hätte verlieren müssen. Schon da bemerken wir, dass Zuckerschnecke ruhiger wird, geradezu leise und bleich. „Ich kann nicht mehr lange, ihr wisst ja nicht, dass ich etwas klaustrophobisch …“ Hier ist der Psychologe gefragt. Mit ruhiger sonorer Altherrenstimme gelingt es mir, Zuckerschnecke etwas zu beruhigen. 2fast4you haut in gewohnter Manier in die Kerbe, die sich ihm darbietet. „Das erkärt zumindest Dein fehlerhaftes Spiel“, aber nicht unseren nun halbstündigen Stillstand in der Röhre. Knack- krks –krrg „Meine Damen und Herren, wir werden jetzt zurück nach Montabaur fahren. Hierzu muss der Lokführer zum anderen Ende des Zuges gehen.“ Puhh armer Kerl-das. Über 400 Meter im Tunnel ! Ekelhaft.

10 Minuten später setzen wir uns wieder in Bewegung. In Richtung Limburg!? „Wie es scheint meine Damen und Herren, wurde der liegengebliebene Zug nun von der Strecke entfernt. Unser nächster Halt ist in ca. 10 Minuten Limburg-Süd“ Drei Züge haben uns mittleweile überholt. Sie hatten das Glück, hinter uns zu sein und konnten auf der Gegenstrecke fahren. Na, uns macht halt keiner was vor! Wir wissen wie der Hase läuft, aber anscheinend nicht wie und warum Züge fahren. . .oder nicht.

Bald sind wir in Frankfurt am Flughafen. Die freundliche Stimme aus der Zugkommunikationsanlage lässt uns mit einem Bedauern wissen, dass der Zug am Flughafen heute wegen der großen Verspätung ende. Für Anschlusszüge achten sie bitte auf die Durchsagen am Bahnsteig.

„Pendlerkollege, wo bist du?" Handykommunikation über das Qualitätsnetz von Vodafone ist doch Klasse! "In Limburg? Kurz hinter uns? Im 8:44? Dann kommen wir gleich zu Dir in den Zug, du fährst ja hinter uns!“ „Ich sitze zwischen Wagen 23 und 24 auf dem Boden, ihr fallt sozusagen dann über mich! Is aber schon voll , hier!“

Am Bahnhof FFM-Flughafen klebe ich dann noch ein paar Hinweisschilder auf diesen Blog, da kommt schon der 8:44 an.


„Da steig ich nicht ein“ sagt Weichengeist, die anderen schließen sich an. „Wo einer fährt, fahren auch noch andere“ ist unsere einhellige Meinung. Unsere Ziele habe wir soweit revidiert, dass wir noch das Mittagessen in der Kantine erreichen wollen.

Es kommt ein Zug aus nirgendwo - Das Zugziel am automatischen Zugzielanzeiger des nächstversprochenen Zuges verheißt vielen unserer Mitreisenden einen Halt am Frankfurter Hauptbahnhof. Vertrauen ist gut, denkt sich 2fast4you und kontrolliert das Zugzielschild am fahrenden Material, dass deutlich Basel ausweist. Über Mannheim! Reisender, der du diesen Blog liest, und am heutigen Tage unser unbekannter Begleiter warst: Wie ist es denn so in Mannheim? Ich war noch nie da.

Der nächste aber, der nächste ist es! Die Reisegruppe aus Frankenthal hatte aber schon die schönsten Plätze für sich eingenommen. Schade! Ein Vorschlag an Hartmut M. Bitte bitte aus dem Kapitalhaufen des Börsenganges den Nachrüstsatz S-Bahn für für ICE 3 kaufen und einbauen. Denn ich habe was dagegen, wenn schwitzende alte Männer auf mich drauf fallen - ich habe zwar nichts dagegen wenn ich auf hübsche junge Mäuse falle, aber die hübschen jungen Mäuse haben sicherlich etwas dagegen, wenn ich ihnen in den Schoß falle, weil ich ein schwitzender alter Mann bin. Also! Umrüstsatz für Schnellfahrzüge. Haltegriffe, Haltestangen oder auch die praktischen Klappsitze. . .

10:28 Uhr sind wir am Hauptbahnhof. Ich erwähne die 15 minütige Verspätung der S3 nach Eschborn nur aus Chronistenpflicht. 11:15 ist es nun. Ich bin angekommen. Mist! Die Kantine öffnet erst in 15 Minuten.

Donnerstag, 4. September 2008

1.9.2008 Ein Jahr Nichtrauchen in der Deutschen Bahn

noch'n Gedicht - Herbst

Herr es ist Zeit
Der Sommer war sehr groß
Leg' Deine Schatten auf die Pendlermienen
und lass auf den Schienen
die Züge los.

Befiehl den schnellen Zügen voll zu sein
Gib ihnen noch gemütlichere Tage
Trage sie zu den Zielen hin und jage
Der Pendler Füße von Gleis 10 zu ein

Wer jetzt kein Auto hat, der kauft sich keines mehr
Wer jetzt am Gleise wartend steht den Mantelkragen faltet
Der wird im Zugverspätungszeitraum mehr und mehr gealtet
ungläubig an der Börse sehn, wie Mehdorns Willen waltet.

Zeitgenossen, die nicht unbedingt genießbar sind . . .

So nicht , Herr C. (Name der Redaktion bekannt)

Manchmal glaubt man es selbst als 50 jähriger, sich selbst als mit allen Wassern gewaschener und abgebrühter Mann empfindend nicht, was sich manche „kultivierte“ oder zumindest solche Merkmale aussendende Mitmenschen im täglichen Miteinander erlauben.

Heute war es wieder soweit, ich durfte in die Abgründe menschlichen Fehlverhaltens schauen, und wieder etwas lernen.

Wie immer war der ICE 525 von Dortmund nach München mit Halten u.a. in Köln-Deutz wohlgefüllt. Da es sich schon um einen Doppelzug handelte murrten die, diesen Zug nutzenden Pendler nicht, außerdem waren sie es ja schon gewöhnt, manches Mal die S-Bahn nach Frankfurt nehmen zu müssen. Also: Business as usual.

Freundliche Fragen, ob Plätze noch frei seien wurden von dieser, ja ich möchte sagen eingeschworenen Pendlergemeinde ebenso freundlich und wenn möglich positiv beantwortet. Man fand also seinen Platz in diesem Konglomerat Reisender gleichen Zieles.

Meine Frage an einen gutsituierten Herrn, der allein an einem Tisch mit vier Sitzplätzen saß, ob denn die Sitzplätze belegt seien, ich dachte es schon, da sie großzügig mit Mantel, Zeitungen und Taschen belegt waren, wurde kurzerhand mit „da kommen noch welche“ abschlägig beschieden. Na, keine Reservierung in den zugehörigen Reservierungsfensterchen oberhalb der Sitzplätze ließen mich schon ob der Richtigkeit der Erwiderung zweifeln, so dass ich nur sagte, „ich halte es im Blick“. Mit Mittelfinger und Zeigefingen wies ich auf meine Augen, und fühlte mich wie Robert de Niro im Film „Meine Braut, ihr Vater und ich“.

Ein Mitpendler (Name der Redaktion auch bekannt), der seit Düsseldorf im Zug saß, und der zu unserer Pendleruntergrundkampfgruppe gehört, machte eine weitere Tupamara darauf aufmerksam, dass jener ältere, harmlos scheinende Mann, dies öfter so mache, um seine Bein- Arm- und Leibesfreiheit seinen ihm wohl Kraft Wassersuppe zustehenden Komfort über die Gebühr (nicht zuletzt die der Fahrkarte) zu erweitern. Kollegin A. (Name der Redaktion natürlich bekannt) konnte dies nicht hinnehmen, ist doch ihre Lebenseinstellung eine kämperische und urdemokratische! Sie wollte dies von amtlicher Seite überprüfen lassen und ging zum „Vollzugsbeamten“ – so müsste diese Berufsgruppe in diesen ü berfüllten Zügen wohl zutreffender benannt sein – der gerne den aufkommenden Streit schlichten wollte, indem er ihren Wünschen entsprechend den alten Mann fragte, ob denn wirklich diese Plätze besetzt seien.. Der senile Greis sagte angesichts des Rotkäppchens und dessen ihm amtlicherseits zugewiesenen Sanktionsmöglichkeit natürlich sofort, dass jene Plätze frei seien.

Unsere beste Kämpferin hingegen fuhr er nur an, sie könne es nicht einfach behaupten, nicht einfach behaupten, behaupten, behaupten. Nun, hat sie ja auch nicht, denn wenn ein Pendler etwas macht, so wird er es immer auch beweisen, beweisen, beweisen. Nachdem er nicht aufgeben wollte mit seiner greisenhaften Grummelei, kam nur noch der Spruch, noch ein Ton, und ich rufe den Schaffner noch mal.

Ich hätte nie geglaubt, dass so etwas passieren kann. Wir Ausgestossenen nahmen nunmehr die erkämpften Sitzplätze dankbar an. Unser Raumausgreifer hingegen erlebte wohl bis Frankfurt-Flughafen eine unangenehme Stunde.

Da half auch nicht der Trost des Zugchefs, der ihm im ´Vorbeigehen zuzwinkerte und sagte:“Den zu frühen Zug genommen?!“

Moral an alle unseren Pendlerfreunde: Nichts ist so wie es scheint, frage nach und Dir wird ein Sitzplatz beschieden sein.

Skandal! Bahn nimmt Berufstätigen ihren Lebensinhalt! Nach Börsengang Konkurrenz auf allen Geschäftsfeldern

Mittwoch, 3. September 2008

Mal nen Limerick

Am Morgen am Bahnsteig von Kölle
Die Massen sind wieder die Hölle
Der Zug ist zu
ich find keine Ruh
Es scheint als Mehdorn nicht wölle

Montag, 1. September 2008

Die Pennermännchen von Berlin

(eine Adaption eines Gedichtes über Menschen, die immer mehr und mehr haben wollen, und am Ende doch nur wieder in ihrem Pisspott aufwachen.)

Wie wars in Kölle doch heut morgen
um halbe acht noch ohne Sorgen.
Denn auf dem Pendelweg gen Süden
war jeder Reisende zufrieden.


Da kam übern Schall
die Info für all
der Zug wär zu spät
hielt nicht nur in Limburg
nein auch Montabaur. Wir alle war'n sauer
und ernten den Spott, also was wir gesät!


Wir - also Zuckerschneck und Banker -
hinüber über Vatter Rhein,
um achtuhrvierundfünfzig führ
der Mannheimer die Schnellfahrkür!


Da kam über Schall
die Botschaft für all
der Zug Viertelstunde
zu spät, welch ne Kunde
das macht' in der Summe
mit Brücke und Gang
ne halbe , die wurde uns lang.
Der Pendler, bleibt immer der Dumme.


Doch irgendwann am Aeroport
war frohe Kunde, ging das Wort
auch der IC aus Wiesbaden
wär heut ein echter Mieswagen.
War unser Glück, nur mit ner Stunde
Verspätung! Frankfurt am Main gefunde.


Ich habe stets, "die in Berlin die sind hart drauf" gehört.
warum ist immer wieder dann ne Weiche gestört?
tbc

Ich muss hier mal ne Lanze brechen

Seit einigen Tagen nutzen mittlerweile drei Pendler dieses Medium, um über ihre täglichen Erlebnisse zu berichten, Mitreisende in Schubladen zu stecken oder ihre Mutti zu grüßen. Aber immer mit einem leisen Unterton - Kritik an der Bahn.

Ich sehe das nicht mehr ein. Die Bahn, das ist ein toller Konzern. Logistische Meisterleistungen tagaus - tagein. Da fahren hunderte Züge mit Millionen von Menschen, da geht nunmal was schief. Volle Züge, keine Klimaanlage, verstopfte Toiletten, Verspätung, Zugausfall, nur ein Wagen, umgekehrte Wagenreihung...Was soll et denn?

Ich finde die Idee, eine Bearbeitungspauschale bei Ticketkäufen am Schalter einzuführen, absolut fantastisch. Ist doch bloß gut, daß die Kunden dafür bezahlen müssen, sich am Schalter bedienen zu lassen. Und mal ehrlich: Für 2Eurofuffzig kriegt man das bei keiner Sexhotline.
Sportskamerad Westerwelle sieht das übrigens genau so.

Und wenn die ganzen Lieschen Müllers nach Oer-Erkenschwick und Tante Giselas nach Winterberg in Zukunft mit dem Auto fahren, hab ich in meinem ICE wenigstens wieder Platz.

Die Bahn und der Kampf gegen die Klimaerwärmung

Letzten Mittwoch – die Zuckerschnecke, der Geisteswissenschaftler und ich beschlossen den Zug um 18:29 Richtung Bruxelles zu nehmen. Zuckerschnecke hatte uns zielsicher einen Tisch in Wagen 23 gesichert. Ich hatte schon so ein komisches Gefühl als ich den Wagen betrat. Sie kennen das bestimmt, dieses Gefühl der Unsicherheit. Ich dache: Alles ganz normal, die Tische stehen am selben Platz wie immer, die Klo´s sind gesperrt, der Kontrolleur teilt die Reisepläne aus, aber irgendwas irgendwas stimmt einfach nicht. Ich setze mich zu Zuckerschnecke und in dem Moment war es klar, ich hörte nicht auf zu schwitzen. Sofort schoss es mir durch den Kopf: Mist die Klimaanlage muss ausgerechnet in diesem Wagen wieder kaputt sein. Also liebe Leser, nicht das uns dies zum ersten Mal passiert. Zuckerschnecke, der Geisteswissenschaftler und ich beschlossen den Tisch zu behalten und abzuwarten. Der Zug fuhr pünktlich ab und kurz nach Reisebeginn kam auch schon der Bordtechniker vorbei. Wir stoppten Ihn und baten Ihn höflich die Klimaanlage etwas kühler zu drehen. Antwort Bordtechniker: Ja ich kümmere mich sofort darum. Wir waren für einige Minuten glücklich darüber, dass die Klimaanlage doch nicht defekt war. Es dauerte nicht lange da sagte der Geisteswissenschaftler genau das sagte, was wir alle empfanden. „Hört mal, hier wird es ja wärmer und nicht kälter“. Wir witzelten gerade darüber, dass der Bordtechniker nicht weiß, wie rum man die Knöpfe drehen muss, damit es kälter wird, als ein weiblicher Kontrolleur an uns vorbei schoss und am übernächsten Tisch zum stehen kam. Ich sah Sie nur von hinten, aber ich ahnte da schon Schlimmes. An Hand von Wortfetzen konnte man erahnen, dass Sie mit dem Herren, zwei Reihen weiter, die Problematik Klimaanlage besprach. Vorsichtig sagte ich „Hallo“. Die Dame drehte sich um. Ich weiß nicht mehr warum ich mich so erschrak. War es Ihre ruckartige Bewegung oder Ihr darauf folgender Blick. Sie war der Typ Rottenmeier, den man aus Heidi kennt und Ihr Blick versprach Nichts Gutes.
Höfflich begann ich mit meinem Satz … „Wir haben schon mit dem Bordtechniker“ da kam auch schon eine Antwort rübergezischt. „ Ja, der Bordtechniker arbeitet daran.“. Ich setzte noch mal an. „Ich wollte doch nur sagen, dass der Bordtechniker“ … als schon die nächste Antwort kam. „ich sagte doch, der Bordtechniker arbeitet daran“. Gut, dachte ich mir, dann lässt du es eben. Die Dame verschwand im nächsten Wagen, um nach extrem kurzer Zeit mit einem irren Tempo wieder zurückzukommen und direkt vor unserem Tisch zu halten. Oh Gott dachte ich, jetzt ist es aus. Jetzt macht Sie dich platt. Nie wieder das Tageslicht sehen, die Blumen riechen, den Sonnenuntergang genießen, Alles vorbei.Tschüß Leben. Ich hatte schon mit mir abgeschlossen als ich eine höfliche Stimme hörte. „Ich kann Ihnen erklären warum es hier so warm ist“. Erstaunt schaute ich auf und dachte so, ups die kann ja auch anders. Leise sagte ich (immer noch ein wenig ängstlich) „ja bitte“. Sie, „Also wenn im Bahnhof die Klimaanlage überhitzt, dann muss man erstmal heizen bevor man wieder kühlen kann“ Ich sagte „Ach ja, na dann“. Ich glaube das war das dämlichste was ich je gehört habe. Mir schoss mein Physikstudium durch den Kopf.. Da war doch was Carnot Prozess, Klimatechnik. Es wurde schnell klar was dies zu bedeuten hatte. Wenn die Bahn nach innen heizt mit Ihrer Klimaanlage, dann muss Sie nach außen kühlen. Gut zugegeben, draußen war es auch echt warm, aber die Zuckerschnecke, der Geisteswissenschaftler und ich bezweifelten, dass wir an diesem Tag die Welttemperatur auch nur um ein 1000enstel Grad gesenkt hatten. Wir waren einfach nur stolz auf die Bahn. Die DB tut was gegen die Klimaerwärmung. Dieses tolle Gefühl hielt leider nicht lange an. Der Zugchef kam vorbei und wir vernahmen die ernüchternden Worte: „Die Klimaanlage ist in diesem Wagen kaputt, besser gesagt die Sicherung ist defekt. Das Problem liegt darin, dass die Sicherung von außen unter dem ICE ist und unser Bordtechniker da jetzt nicht dran kommt.“ Wie der steigt bei 300Km/h nicht aus, was ist denn das für ein Service, dachte ich noch als die Durchsage kam. „Liebe Fahrgäste, in wenigen Minuten erreichen wir Köln/Haupbahnhof …..“
Bis zum nächsten Mal liebe Leser.