Freitag, 27. November 2009

Lektion aus Datenmissbrauch?

Nach den nun allenthalben bekannt gewordenen Datenmissbrauchsfällen bei unserem Lieblingsunternehmen, hat die DB sich entschlossen, nun auch die Platzreservierungen zu kryptographieren.

gesehen im Wetterstein, wo sonst?

Wer sagt denn da, es gäbe in Berlin kein lessons-learned?

Freitag, 8. Mai 2009

Artikel aus taz, sicher lesenswert.

Liebe Leser, hier ein Artikel (soll wohl eine Glosse sein) aus der TAZ vom 7. Mai. Ich stelle den Text hier mal zur Diskussion, verweise aber auf die Original URL und die von dort erreichbaren Kommentare:

http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/entgleisung-im-ice/

Außerdem genehmige ich mir einen Kommentar dazu.

Entgleisung im ICE

Ganz Deutschland live im Großraumwagen: Die Zugfahrt ist zum Event geworden, und alle tun, was sie im Fernsehen lernen - sie machen ihr Privates öffentlich. VON JOHANNES J. ARENS


Ein bierfröhliches Trio aus dem Bergischen Land assimiliert kurzerhand den vierten Mitfahrer am Tisch für die nächsten sieben Rommé-Runden, eine Schulklasse aus dem Ruhrgebiet rennt aufgeregt den Gang rauf und runter, und ein paar Bundeswehrsoldaten in der Grundausbildung kommentieren lautstark so ziemlich alles, was es zu kommentieren gibt. Wer viel mit der Bahn unterwegs ist, hat auch viel Zeit, die Menschen zu beobachten, die da in den Zügen kreuz und quer durch die Republik bewegt werden.
Ein analytischer Blick auf die Mitfahrer und -fahrerinnen lohnt, denn die Zustände im Großraumwagen lassen durchaus den einen oder anderen Rückschluss auf eine gesamtgesellschaftliche Verfasstheit zu.
Eine Fahrt im ICE von Berlin nach Köln, mit Halt in Wolfsburg, Hannover, Hamm, Hagen und Wuppertal bietet also nicht nur geo-, sondern auch demografisch einen interessanten Schnitt durchs Land. Das Abteil als modellhaftes Abbild der Gesellschaft gewissermaßen. Ganz Deutschland ab 29 Euro.
Unser Alltag unterscheidet sich durch eine weitreichende, wenn auch oberflächliche Individualisierung und Optionalisierung von dem unserer Eltern und Großeltern. Überall, vom Dressing auf dem Salat über die Größe des Latte macchiato bis hin zur Farbe des Personenkraftwagens können und müssen wir fortwährend über die Kleinigkeiten unseres Lebens entscheiden. Customizing nennt man dieses Anpassen des Produkts an die Wünsche des Kunden in der Werbesprache. In Deutschlands modernstem Verkehrsmittel aber müssen wir Customers zurückstecken, denn die Begrenztheit der individuellen Gestaltung liegt im Bahnverkehr in der Natur der Sache.
Als würde die Bahn im Auftrag des Statistischen Bundesamts agieren, werden hier anhand der Reservierungsbestätigung die unterschiedlichsten Biografien und kulturellen Hintergründe, Generationen und Lebenserfahrungen lustig durcheinandergemischt und zu ein paar Stunden gemeinsamen Seins ohne viel Konfigurations- und Ausweichmöglichkeiten verdonnert.
Das war früher, als Fahrten des Fernverkehrs noch den Hauch des Besonderen hatten, eine einfache Sache. Je nach Alter und Empfindlichkeit saß man in Fahrtrichtung oder nicht, richtete die Konzentration auf die vorbeiziehende Landschaft und harrte der Dinge, die da vorbeikamen. Die Generation Bahn 2.0 hingegen konzentriert sich im Wesentlichen aufeinander, die Fahrt mit dem Zug wird, analog zu Reisen mit Tuifly oder Easyjet, zu einem Event. Der Intercity-Express als totales Erlebnis.
Dem Unternehmen selbst wird diese Entwicklung in den eigenen Waggons nicht unbedingt ungelegen kommen, schafft sie doch eine emotionale Bindung an das zu verkaufende Produkt. Und verkauft wird eben nicht nur die Strecke Berlin-Köln, sondern ganz Deutschland ab 29 Euro, inklusive Familienanschluss ans ganze Volk.
Wo früher Gespräche im Flüsterton geführt wurden, man in der Schlange vor der Toilette betreten die Deutschlandkarte neben der Tür betrachtete und allenfalls bei Abfahrt des Zuges noch einmal waghalsig den Kopf aus dem Fenster streckte, herrscht heute eine eher bizarre Vergewisserung der kollektiven Existenz.
Nirgendwo ist im öffentlichen Raum das Unbehagen im anonymen Nebeneinander so greifbar wie zwischen den Hartschalensitzen eines Schnellzuges. Da wird es vor lauter Beklommenheit auf einmal ganz kuschelig zwischen wildfremden Passagieren, die sich fünf Minuten zuvor auf dem Bahnsteig vermutlich noch keines Blickes gewürdigt haben.
Ob es die fröhliche Kartenspielrunde, die Schulklasse oder die Gruppe Bundeswehrsoldaten sind: Eigentlich machen alle genau das, was sie jeden Tag im Fernsehen vorgegeben bekommen - sie machen ihr Privates öffentlich.
Die in endlosen Reality-Formaten bis zum Erbrechen zelebrierte Auflösung von Öffentlichem und Privatem hat im ICE nämlich schon längst ihren Niederschlag gefunden. Die Fahrt mit der Bahn wird zu einer Castingshow auf der Schiene, und dem zahlenden Fahrgast ist durchaus bewusst, dass das Zeitfenster für den Recall nur bis hinter Wuppertal reicht.
Da mutiert ein Kartenspiel zur Supertalentshow, und die Mädels bestreiten den Gang zum Klo, als wären sie von Heidi Klum vor diese Herausforderung gestellt worden. Für diejenigen, die, wie die soldatischen Kameraden, ohne besondere Talente oder körperliche Reize in der Show gelandet sind, ist immer noch ein Platz in der Jury frei.
So kommentiert denn auch ein ganzes Bataillon kleiner Dieter Bohlens mit einer Tüte Chips in der einen und einer Dose Bier in der anderen Hand mehr oder weniger unflätig all die aufgeregten aufgebrezelten Annemarie Eilfelds, die sich im Viertelstundentakt in kleinen Grüppchen in ihren Hiphop-Nicki-Anzügen zum Klo kichern.
Während man früher die Mitfahrer allenfalls geruchstechnisch mit Leberwurstbroten oder hartgekochten Eiern drangsalierte, hat sich in den Zügen von heute vor allem die Geräuschbelastung um ein Vielfaches erhöht. Es herrscht ein kontinuierlicher zwanghafter Mitteilungsdrang, der sich nicht nur in den andauernden Positionsmitteilungen per Mobiltelefon manifestiert.
Bis zum Zielbahnhof informiert der Zugchef gefühlte zwanzigmal auf Deutsch und auf Deutsch klingendem Englisch über möglicherweise noch zu erreichende Anschlusszüge, die Highlights des gastronomischen Services im Bordbistro und den Namen der Kollegin, die in der ersten Klasse kleine Snacks und Getränke gerne auch am Platz serviert. Geselligkeit und gute Laune, wohin man den Blick auch wendet!
Als Tyrannei der Intimität beschrieb schon 1974 der amerikanische Soziologe Richard Sennett die Aushöhlung des delikaten Gleichgewichts zwischen öffentlicher Sphäre und Privatsphäre. Die Intimität läuft auf die Lokalisierung der menschlichen Erfahrung in der nächsten Umgebung heraus, so Sennett. Die unmittelbaren Lebensumstände gewinnen eine überragende Bedeutung, und die Menschen setzen einander unter Druck, um jegliche Barrieren einer vermeintlichen Geselligkeit aus dem Weg zu räumen.
Die Ehrfurcht vor der Reise als solcher ist mit zunehmender Mobilität dem allgegenwärtigen Anspruch auf dauerhaftes Entertainment gewichen. Schon der Fahrkartenkauf bei Tchibo, Lidl oder Ebay wird zum Ereignis stilisiert. Für 29 Euro will man schließlich auch was erleben. Beim Event ICE ist der Weg längst nicht mehr Teil des Ziels, er will mit Ablenkung und Unterhaltung gefüllt werden.
Während im Wahlkampf die Themen Datenschutz und Privatsphäre gerade hochgekocht werden, wird sich im kleinen Mini-Deutschland zum Supersparpreis verbrüdert und verbündet, was das Zeug hält.
Wer sich diesem Druck nicht aussetzen will und trotzdem auf das Auto verzichten möchte, braucht viel Geduld - und gute Kopfhörer!



Kommentar von Weichengeist:

RE: Entgleisung in der TAZ

Hier hat wohl ein latenter Autist versucht, elaboriert sein Unbehagen auszudrücken, in einer Gesellschaft leben zu müssen, die aus lebendigen, kommunizierenden und agierenden Individuen besteht.
Sicherlich ist es für den akademischen Teilzeit-Humanisten, der gerne seine geistige Überlegenheit im bequemen Fauteuil bei der Lektüre eines "wichtigen" Buches zelebriert, unbequem, vielleicht auch unzumutbar, die gleiche Luft zu atmen, die ein anderer bereits in seinen Lungen hatte! Wie ekelig, dass Menschen miteinander existieren müssen; eine private Insel im Stillen Ozean wäre das sicherlich gerade noch angemessen für diesen Überflieger der Erkenntnis des Privaten!
Ob der Autor sich oft in Zügen der Bahn aufhält, bleibt dem Leser ungewiss. Es schleicht sich allerdings die Vermutung ein, dass er gerade mal seinen jährlichen Ausflug von Berlin nach Köln unternommen hat, um das Grab von Nikolaus August Otto, der ja bekanntlich auf dem Melatenfriedhof zu Köln begraben ist, zu besuchen und dem großen Erfinder des 4-Takt-Motors seine Referenz zu erweisen. Schließlich war es ja diese Erfindung, die es nota bene im Laufe einiger Jahre schon möglich machte, allein in abgeschlossenen Blechkisten mit Umluftsystem ind Mikro-Pollenfilter sein Ziel zu erreichen.
Die Mysogynie des Autors gegenüber den Heidi Klums dieser Welt macht ihn auch nicht zu einem, für eine GESELLschaft akzeptablen Zeitgenossen. Vermisst er gar auf seiner Fahrt die männlichen Gegenstücke mit Kaffekännchenhandgelenk und schrillem Lachen, so wird er gerade in Köln auf seine ungeouteten Kosten kommen.
Die Verweigerung, den Menschen als privat, wie gesellschaftlich kommunizierendes Wesen zu begreifen zeigt nur allzu deutlich, dass er in die Falle des frühkapitalistischen Konzeptes, wenn nicht dessen Zieles, der Individualisierung des Individuums gegangen ist, und sich freiwillig, Privatheit fordernd, außerhalb der Notwendigkeit von solidarischem Handeln und Zusammenseins zu stellen. Da bietet sich doch ein One-Way Ticket mit der Transsib an, die er tunlichst, unter Betätigung der Notbremse in der sibirischen Taiga und am besten wortlos verlässt. Dort kann er seine, dann nicht oberflächliche, sondern tiefgreifende Individualisierung feiern.
Da wird Erfurcht vor der Reise gefordert, und man ist nicht bereit, Demut vor allem Leben zu beweisen. Da wird die Tyrannei der Intimität beklagt. Nun, vor solcher Intimität, die auf ihrem Tiefpunkt in der Benutzung guter Kopfhörer gründet, kann es einem ja nur Angst und Bange werden. Insofern ist gerade in diesem Punkt der Autor glaubwürdig, vor dessen Intimität, sich der Durchschnittsbürger nur mit Grauen abwenden kann.
Manche nennen kritisches Begleiten der Gesellschaft mit "journalistischen Mitteln", Wissens-, Sozial-, oder Sonstwie-Management, und sie sind sich nicht klar, dass sich das dahinter verbergende lateinische "manum agere = mit der Hand machen" von dieser durchaus verkommenden Gesellschaft mit dem Wort WICHSER übersetzt würde. Tja, wenn diese Idioten nur Latein könnten ....!


Es grüßt ein homo commutatensis

Ach, ehe ich es vergesse

Mehdorn ist weg

Aus: Deutsche Bahn - Menschen bewegen - Welten verbinden

Man glaubt es nicht. Lyrik im Alltag der deutschen Bahn.

Aus dem Artikel "Magie des Reisens"

Zwischen Abfahrt und Ankunft des eines Zuges gibt es unendlich viele Momentaufnahmen des Innehaltens. Mitten in der Bewegung - auf dem Bahnsteig, am Abteilfenster, auf und an der Strecke. Und jede Bahnfahrt hat dabei ihre ganz eigene individuelle Melodie.

1. Ohne Worte: Ein Herz geht auf große Fahrt und es spricht die einzige Sprache, die jeder versteht. Ich denke an dich, ich liebe dich, ich warte auf dich.

2. Bildhaft: Werbung ist eine Sache des Augenblicks, und in der Begegnung des Alltäglichen mit dem Besonderen liegt der Reiz jedes Bahnhofs.

3. Lesereise: Man kann Landschaft auch auf einem Nebengleis durchqueren: ganz auf sich gestellt und in seine Zeitungslektüre vertieft.

4. Nachsicht: Kontrolle ist Rangierdienstpflicht. Ansonsten gilt: Mit der Geschwindigkeit verflüchtigt sich die Wahrnehmung.

5. Zugkräftig: Die windschnittige Eleganz des ICE verrät wenig über sein Leistungspotenzial. Rangierloks dagegen zeigen sichtbar gerne ihre Kraft.

6. Signalfarbe: Für Millionen von Menschen sind die roten Züge des DB-Regionalverkehrs eine Mobilitätsgarantie für das Erreichen ihres Arbeitsplatzes.

7. Zieleinlauf: Das freundliche Gesicht verkündet: Hier endet eine Reise. Der Zug indes kennt keine Pause. Er fährt nach kurzer Inspektion planmäßig weiter.


So, geneigter Leser. Nun prüfe dies an Deiner Erfahrung ab. Ich kann nur in tiefer Demut (aber das kennen Sie ja schon) dankbar sein.

Lyrik im Alltag der Bahn - das ist wohl grenzdebiler Wahn.

Freitag, 13. März 2009

Lokführer haben Energiesparzulage verloren ?

Hallo meine lieben Freunde des Bahnchaos. Zugegeben in letzter Zeit läufts fast rund und deswegen gab es auch in letzter Zeit nicht soviele Beiträge. Aber heute muss mal wieder was gesagt werden.

Eine Frage dränged sich auf

1. Wird die Bahn wieder raucherfreundlich, gegen den Trend der Zeit

Tja kurze Situationsbeschreibung :
Wetterstein 7:44 Köln-Frankfurt. Wer diese Strecke kennt, weiß das es dort häufig bergauf bergab geht. In den letzten Jahren haben wir festgestellt, daß bergab immer gebremst wird ... und warum ? Tja durch das bremsen wird Strom zurück ins Leitungsystem geleitet. Also Energie gespart. Die Folge .... unsere Raucherpause am Frankfurter Flughafen musste oftmals ausfallen wegen Verspätung. Seit 2 -3 Tagen ist alles anders. Die Lokführer reitet der Teufel.
Normal Ankunft am Flughafen 8:34. Neuerdings schlagen wir da schon um 8:25 auf.

Liebe Leute also entweder die Bahn hat die Parole rausgegeben ... "Schütz die Raucher ... rettet eine austerbende Spezies" oder die Lokführer werden für Energiesparen bestraft und geben jetzt was das Zeug hält.

Uns kann es egal sein. Alle sind Glücklich .. Wir können wieder rauchen und die anderen Reisenden sind auf jeden Fall pünktlich.

Danke liebe deutsche Bahn.

Montag, 9. Februar 2009

Das Wunder von Kalscheuren

Bahnchaos Adieu...

Ach wäre es nur so! Aber hier sei nur "Bahnchaos", der eloquente Meckerer dieses Blogs, der uns so manches Mal erfreut hatte, verabschiedet. Er veröffentlicht "weiter rechts". HÄ??? Ist weiter rechts thematisch flexibler? Also ich habe da was anderes gelernt-aber man lernt ja nie aus.
Cheerio Miss Sophie.

Eine positive Bemerkung: (Also erst mal wie üblich: Verspätung Eifelbahn um 20 Min. Anschluss Wetterstein gefährdet etc. pp e.a.) ABER: Zur fast rechten Zeit hatte die Betriebsführung den Mehlemer (RB 48) vor dem Bahnhof Kalscheuren auf Gleis 51 umgeleitet und angehalten !!!!! Und auch die Türen gingen auf.

RESPECKT

Das nenne ich Kundenfreundlichkeit. Kaum wackelt Mehdorn, schon sind die Kollegen auf Stellwerken und Betriebsführungen wieder motiviert. Klasse! Danke Leute, das lässt mich wieder an Euch glauben.

Montag, 19. Januar 2009

Tschö

Liebe Leser (die drei),

an dieser Stelle ist für mich Bahnchaos beendet. Ich bin dem Thema ICE ein Stück weit entwachsen, auch wenn es mich noch immer täglich begleitet. Ich werde einen eigenen Blog ein Stückchen weiter links rechts eröffnen, der thematisch etwas flexibler gehalten ist. Also nicht bloß Zug kapott.

War nett, vielen Dank für alles und viel Spaß weiterhin. Bin sicher, daß meine Kollegen hier viele lustige Geschichten zum Besten geben werden, aber ich werde es nicht mehr tun. Ich lese nur noch.

Es grüßt
Bahnchaos